Bericht (von Norbert)

Nach dem Rennen ist vor dem Rennen

Am 24. Juli 2016 war es so weit. Nach drei Jahren Triathlon-Abstinenz geht es wieder auf die Langdistanz. Diesmal beim Ironman Zürich. Die Vorzeichen sind nicht gut: mein rechtes Knie bereitet mir seit Herbst 2015 Beschwerden. Nach verschiedensten Diagnosen, wie z.B. Meniskusriß, Knorpelverschleiß, ISG-Blockade, neuronale Dysbalance, und verhältnismäßig geringen Trainingsumfängen will ich aber dennoch wissen, ob es noch für eine Langdistanz reicht, das Knie, die Kondition und das zunehmende Alter.

Die übrigen Bedingungen sind gut. Das Wetter ist zwar warm und schwül, aber es soll trocken bleiben und ein paar Wolken sollen vor der Sommersonne schützen. Der Rolling-Swim-Start und das übersichtlichen Starterfeld (gut 1500 gemeldete Starter) nähren in mir die Hoffnung auf ein angenehmes Schwimmen und windschattenarmes Radfahren.

Nach den üblichen frühmorgendlichen Aktivitäten, die mit dem Aufstehen um 4:15 beginnen, "rollen" die Alterklassenathleten ab 6:45 alle 5 Sekunden in 8er Gruppen ins Wasser. Das funktioniert sehr gut und ich beginne den Schwimmteil um ca. 6:50. Der Kurs ist einfach, aber die kleinen Bojen sind bei dem stärker werdenden Seegang immer schlechter zu erkennen. Hin und wieder finden sich ein paar Füße, denen ich eine Zeit lang folge, bevor auch dieser Schwimmer meiner Meinung nach den falschen Weg einschlägt. Nach 1:11h ist mein ungeliebter Schwimmteil erledigt. Nicht gerade grandios, aber OK.

Auf dem Rad sind zwei Runden zu absolvieren. Besonders auf der zweiten Runde merke ich den geringen Trainingsumfang dieses Jahres. Mit gerade mal 4000 Radkilometern fehlt einfach der Druck auf dem Pedal. Dazu kommt, dass der Kurs nicht besonders schnell ist, weil die Abfahrten recht steil sind und immer in einer scharfen Kurve enden, sodass man den Schwung nicht mitnehmen kann. Alles in allem aber ganz OK und das Knie hat sich auch noch nicht gemeldet.

So geht's voller Energie auf die Laufstrecke. Es sind vier Runden durch Zürich und am See zu laufen. Durch die Stadt geht es auf und ab, teilweise auf Kopfsteinpflaster. Am See ist es dagegen schön flach auf Asphalt oder Schotter. Auf der ersten Runde ist alles OK und ich laufe ein gutes Tempo deutlich unter 5 min/km. Ungefähr bei km 13 schießt es mir völlig unerwartet ins rechte Knie. Nach ein paar Metern gehen geht es wieder, aber das hohe Tempo der ersten Runde bereitet Unannehmlichkeiten. So taste ich mich langsam an ein "erträgliches" Tempo heran und nutze Gehpausen an den Verpflegungsstationen für gymnastische Übungen. Pro Runde komme ich zweimal am Start-/Zielbereich vorbei, wo Tina mir ordentlich einheizt. Und diese Kombination bringt mich bis ins Ziel. Ich bin echt glücklich! Die Endzeit von 10:12:18 ist auch noch ganz ok.

Nach der Massage im Ziel geht's mir auch gleich wieder richtig gut. Kathleen, eine frühere Vereinskameradin und unsere Gastgeberin in Zürich, kommt eine Stunde später ins Ziel und hat damit ihre Altersklasse gewonnen. Bei mir hat's auch für Platz 6 gereicht, was ich wirklich nicht erwartet hätte. Und so müssen/dürfen Kathleen und ich am 8. Oktober noch einmal an den Start, in weiter Ferne, ... in Hawaii ... und diesmal ist Tina auch dabei!